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THM IDEECO: Mehr Freiheit für Demenzkranke

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Das siegreiche Team „Clever Sole“ im THM Ideeco 2023 erhält – neben jener für den Publikumspreis und für soziale Nachhaltigkeit – ihre Siegesurkunde aus den Händen von Annekathrin Walter vom Hauptsponsor MK Versuchsanlagen. Foto: THM

Mit einer ebenso technischen wie sozialen Idee haben Emily Schmidt, Vincent Dern, Schlemun Danho und Paul Miesen beim THM-Gründungswettbewerb Ideeco gleich dreifach abgeräumt. Als Team „Clever Sole“ wollen sie demenziell Erkrankten durch eine Hightech-Einlegesohle mehr Freiheiten verschaffen und bekamen dafür sowohl den Publikumspreis wie auch den von der Jury ausgelobten Preis für soziale Nachhaltigkeit und schließlich den ersten Platz im Gesamtwettbewerb. Die vier Studierenden am Campus Friedberg erhalten somit insgesamt 4000 Euro, um ihre Idee weiterzuentwickeln und einen Business-Plan zu erstellen.

Angetreten waren beim von Christian Abt organisierten und von Sorush Satar gewohnt professionell und mit einem Augenzwinkern moderierten Wettbewerb in Friedberg zwölf Teams. „Im Gegensatz zu vergangenen Jahren, wo auch schon fast marktreife Produkte präsentiert wurden, war diesmal alles in einer sehr frühen Phase“, sagte Abt. Das sei ein positiver Beleg für das kreative Potenzial in der Studierendenschaft, immer wieder mit neuen Innovationen aufzuwarten. Die Teams, beworben hatten sich 18, waren seit Mitte März von Abt und dem THM-eigenen Startup-Inkubator TH-Ink in Seminaren und Trainings auf ihre jeweils dreiminütigen Pitches vorbereitet worden. Vor Publikum und einer zwölfköpfigen Jury um die Präsidiumsmitglieder Prof. Dr. Katja Specht, Prof. Dr. Jochen Frey und Annekathrin Walter vom Hauptsponsor MK Versuchsanlagen und Laborbedarf e.K., mussten sie ihre Idee präsentieren und den Business-Plan umreißen.

Im Fokus stand häufig die Nachhaltigkeit. Sowohl Markus Mietchen von der Sparkasse Oberhessen wie auch Michael Hof von Rittal, beides Co-Sponsoren der Veranstaltung, betonten die Bedeutung dieses gelegentlich wohl schon ausgelaugt klingenden Wortes. Hof widerlegte die Unkenrufe von der mangelnden Innovationskraft Deutschlands: „Allein diese Veranstaltung heute beweist das Gegenteil“, sagt er. Mietchen sprach allen Anwesenden, auch dem Publikum, die Macht zu, Dinge zu verändern – als Kundschaft.

Als potenzielle Kundschaft sprachen auch die meisten Teams das Publikum an. Es gab vollautomatische und Solarstrom generierende Gewächshäuser, wiederverwertbare Filter für Tabak- und Cannabis-Raucher, ein Café-Konzept für die Zeit nach der Cannabis-Legalisierung, eine App-Idee zum Vernetzen nach Freizeitinteressen und eine zum Scannen von Supermarkt-Produkten auf ihre Nachhaltigkeit. Es gab eine Plattform-Idee zum schnellen Generieren von Firmen- und Privatfeiern, eine „Währung für Nachhaltigkeit“ von Produkten und die Idee des 17-jährigen Gymnasiasten Leon Pelikan aus Wetzlar, Kommunalpolitik und Wählerschaft digital in einen Dialog zu bringen.

Am überzeugendsten war für Publikum wie Jury aber die „Clever Sole“. Mittels Sensorik und GPS in Einlegesohlen sollen Demenzkranke sich wieder selbstständiger im Freien bewegen können. Gerade Heimbewohner sind häufig abgängig, was intensive Suchaktionen der Polizei auslösen kann. Mittels Sohle und Software soll ein gefahrloser „grüner Bereich“ definiert werden, in dem sich die Senioren frei bewegen dürfen – überschreiten Sie diesen, übermittelt die Sohle den genauen Standort.

Zweimal auf der Bühne einen Preis entgegennehmen durften Alexander Böhm und Marvin München von „Solaris Vault Liberty“. Sie haben den Markt für Balkonkraftwerke im Blick. Produzieren diese überschüssigen Strom, fließt er derzeit ohne Vergütung ins Netz. Die beiden haben einen Speicher entwickelt, der die Überschüsse aufnimmt und zu einem späteren Zeitpunkt wieder abgibt. Die Lösung soll Plug-&-Play sein und keinen Elektriker benötigen. Dafür gab es den dritten Gesamtrang sowie den Sonderpreis „Energie“ – zusammen 2250 Euro.

Mit einem Konzept zur Biogas-Nutzung von Pferdemist – derzeit ist das technisch noch nicht möglich – holte Martin Schumeir von „Green Horse Energy“ den Sonderpreis „Ökologische Nachhaltigkeit“ in Höhe von 1500 Euro. Er hat nicht nur eine technische Lösung in der Tasche, sondern auch ein auf Mietkauf beruhendes Konzept zum Vertrieb der Anlage wie auch der im Prozess entstehenden Energie.

Den Werbemarkt für Kleinunternehmen revolutionieren wollen schließlich Felix Flösch, Maximilian Völker und Justus Reppmann von „Eyecatcher“. Mittels Künstlicher Intelligenz wollen sie Unternehmen ohne Marketing-Abteilung oder -Agentur helfen, auf sie zugeschnittene Werbung nicht nur zu generieren, sondern zielgruppenspezifisch direkt in den passenden Kanälen auszuspielen. Das brachte ihnen den mit 1000 Euro dotierten zweiten Platz ein.

Doch auch den Teams ohne Preis sprach Annekathrin Walter Mut zu: „Sie dürfen nicht enttäuscht sein, wenn etwas mal nicht klappt“, sagte sie und erinnerte an die Gründung von MK Versuchsanlagen durch ihren Vater vor 35 Jahren. „In so einem Gründungsprozess muss man oftmals über Jahre eine Durststrecke aushalten“, sagt sie. Habe man damals um jeden Auftrag kämpfen müssen, gehören heute neben weltweit führenden internationalen Pharmaunternehmen beispielsweise auch die NASA zur Kundschaft des Familienunternehmens aus Mücke. „Bleiben Sie dran“, war so ihr ermutigendes Fazit an alle zwölf Teams.

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