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Mehr Freiheit bei Demenz dank Alpenüberquerung

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Paul Miesen, Emily Schmidt, Vincent Dern und Schlemun Danho (v.l.) wollen mit der Clever Sole Demenzkranken mehr Freiheit und Sicherheit schenken. Foto: Christian Lademann/THM

Wie viele Kilometer legt ein Mensch bei einer Alpenüberquerung zurück? Das wollte Vincent Dern wissen. Der begeisterte Sportler ist Student an der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) in Friedberg und dank dieser Frage seit dem Sommer Mitgründer eines Start-ups. Doch statt sportliche Leistung zu messen, soll es Menschen mit Demenz mehr Freiheit verschaffen: Clever Sole.

Die Idee ist recht simpel, die technische Umsetzung herausfordernd: eine orthopädische Einlegesohle mit spezieller Sensorik. „Für ein rein sportliches Gimmick wäre der Markt viel zu klein“, sagt Dern. Den meisten Menschen genügen die – ungenauen – Schrittzahlen von Smartphones und -watches. Die Idee auf eine andere Bahn zu lenken half das Master-Modul „Lernfabrik I“ am Fachbereich Wirtschaftsingenieurwesen. Darin geht es unter anderem darum, Geschäftsideen zu entwickeln, orientiert an den 17 Zielen der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung.

Und hier kommt das Team ins Spiel, das im Master frisch zusammenfand: Emily Schmidt, Vincent Dern, Schlemun Danho und Paul Miesen. „Meine Mutter und Tante leiten eine Pflegeeinrichtung. Sie wissen genau, welche Probleme bei der Pflege von Menschen mit Demenz aufkommen“, sagt Schmidt. Jeden der vier berührt das Thema auf individuelle Weise. Und sie alle kennen ein häufiges Problem von Pflegeeinrichtungen: abgängige Bewohner. „Das kann für die demente Person wirklich gefährlich sein und ruft deshalb häufig die Polizei auf den Plan“, sagt Schmidt.

Es gibt bereits Lösungen, doch die bringen neue Probleme mit sich. GPS-Arm- und Fußbänder etwa werden von Dementen oft als fremd empfunden und dann ab- oder gar nicht erst angelegt. Da Betroffene als Folge verminderter Hemmungen dazu neigen können, sich auszuziehen, ist auch in Kleidung untergebrachte Technik keine verlässliche Lösung. Schuhe aber, belegen Studien, werden fast immer getragen. Dies ist in einem lebensbegleitenden Schema – Schuhe an beim Verlassen des Hauses – kognitiv verankert. Und damit sei die Sohle, die viele Senioren aus orthopädischen Gründen ohnehin dauerhaft tragen müssten, der beste Ort für die Sensortechnik.

Einen Business-Plan mussten Schmidt, Danho, Dern und Miesen bereits im Seminar entwerfen. Der zeigte Potenzial. Das sahen auch Jury und Publikum im Sommer 2023 beim THM-eigenen Gründungswettbewerb Ideeco so: Neben dem ersten Platz gab es den Publikumspreis und den für soziale Nachhaltigkeit. Weitere Wettbewerbe mit Platzierungen auf dem Podest folgten und seit Jahresbeginn das „HessenIdeen Stipendium“. Es fördert innovative Teams ein halbes Jahr lang pro Mitglied mit bis zu 2500 Euro monatlich und bietet Zugang zu Workshops, Seminaren und Kontaktbörsen für Start-Ups.

Innerhalb diesen halben Jahres möchte das Team es bis zum Prototypen schaffen. Technisch geht es etwa um die Frage, wie die Sensorik mit Energie versorgt werden kann. Zusätzlich drehen sich die Gedanken um den Funktionsumfang und den Datenschutz einer zu entwickelnden Software. Über einige weitere Ideen schweigen sie sich derzeit auch noch aus, denn: „Es gibt auch einen Mitbewerber aus den USA“, sagt Dern. Mit dessen Produkt beschäftige sich das Team ausgiebig, um ihre Clever Sole so auszustatten, dass sie sich deutlich abhebt. Nach einer Marktanalyse sind die vier zuversichtlich, auf gute Resonanz zu stoßen.

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